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Jenke Nordalm
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Die Kinder

von Lucy Kirkwood

WLB Esslingen. Premiere 28.03.2024

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüme: Vesna Hiltmann

Sound: Ulf Steinhauer

Mit: Sabine Bräuning, Gesine Hannemann, Reinhold Ohngemach

 

Pressestimmen

Drei Menschen, die ihr Leben gelebt haben, stehen auf der Bühne. Und doch geht es in dem Stück eigentlich um die jungen Menschen. Denen haben die Alten mit ihrem Fortschrittswahn die Zukunft gestohlen...Regisseurin Jenke Nordalm setzt die brillanten Charakterstudien stark in Szene...Heute spitzt sich die Umweltzerstörung immer mehr zu, Katastrophen häufen sich. Atomenergie gerät immer stärker in die Kritik. Und doch gründen die Menschen darauf ihren Profit. Junge Leute sehen sich als "Letzte Generation", kleben sich auf die Straße. Den Verzweifelten gibt Kirkwood eine gewaltige Stimme...Drei Jugendfreunde treffen sich in ihrer Heimatstadt wieder. Latenter Hass, starke Gefühle und nicht aufgearbeitete Vergangenheit schwingen in den Dialogen mit. Nach einem Atomunfall ist in dem verschlafenen Nest nichts mehr so, wie es war. Vesna Hiltmanns Bühne ist nur auf den ersten Blick ein etwas aus der Mode gekommenes ländliches Wohnzimmer. Der Parkettboden scheint sich aufzulösen, biegt sich unnatürlich in die Höhe - auf diesem unsicheren Untergrund treiben die drei Menschen wie auf Treibholz...Nach 38 Jahren kehrt Rose, die als Nuklearwissenschaftlerin Karriere gemacht hat, in ihre alte Welt zurück...eine Frau, die für den Glauben an den Fortschritt lebt... Mit starrem Blick schreitet sie durch eine Welt, in der Menschen und Tiere sterben... Hazel lernte Rose und ihren späteren Mann Robin einst in dem Reaktor kennen, den sie in ihren frühen Jahren mit aufgebaut haben. Jetzt ernten sie die zerstörerischen Früchte ihrer Arbeit... Sounddesigner Ulf Steinhauers Musik peitscht die Emotionen auf das Finale zu...Von der privaten Dreiecksgeschichte lenkt Kirkwood den Blick virtuos auf den ethischen Diskurs. Diese Tiefenschärfe kommt in Jenke Nordalms Regie verstörend schön zum Tragen. Großartig gehen die Schauspieler:innen diesen Weg mit. So trifft das Generationenstück den Geist einer aus den Fugen geratenen Zeit.

Theater der Zeit, 5. April 24 

Sie träumten von Fortschritt und Wirtschaftsboom. Stattdessen haben sie der nächsten Generation eine Welt hinterlassen, die das Überleben unmöglich macht. Im Stück "Die Kinder" rechnet Lucy Kirkwood ab mit dem selbstgefälligen Weltbild der Nachkriegsgeneration. Im Podium der Esslinger Landesbühne setzt die Regisseurin Jenke Nordalm die tiefen Charakterstudien... stark in Szene. In Zeiten von Klimakrise und Kriegen ist das Stück aktueller denn je... Mit den großen Schauspielerpersönllchkeiten Sabine Bräuning, Gesine Hannemann und Reinhold Ohngemach lenkt Regisseurin Nordalm den Blick nicht nur auf die Politik. Der Super-GAU im Privaten ist davon nicht zu trennen...Klug balanciert Bräuning auf dem schmalen Grat zwischen Fortschrittsglauben und wissenschaftlicher Moral...Diesen inneren Konflikt ihrer Figur verhandelt die Schauspielerin mit intellektuellem Tiefgang...Gesine Hannemann kostet das sinnliche Potenzial ihrer Familienmutter aus... Zugleich ist sie eine besorgte Mutter... Hannemann schafft es, den (Söhnen und Töchtern) eine Stimme zu geben. Denn sie erfasst die dunklen Seiten der Mutter, deren Generation den Kindern eine zerstörte Welt hinterlässt... Krampfhaft klammert sich Reinhold Ohngemach in der Rolle des Robin an der Lebenslüge fest, dass noch alles wie vor der Katastrophe sei... Großartig demontiert der Schauspieler die naive Lebenshaltung seiner Figur. Mit britischen Volksweisen dröhnen sich die Schauspieler zu. Dabei setzen sich Bräuning mit dem Akkordeon, Hannemann mit der Geige und Ohngemach als Flötist stark in Szene...Jenke Nordalm schafft es, die knapp eineinhalbstündige Regiearbeit auf die bedeutenden Fragen der Zeit zuzuspitzen. Die Katastrophe erschaffen die Menschen in ihren Köpfen selbst. Das ist die bittere Botschaft dieses großen, von Schauspielkunst getragenen Theaterabends. 

Stuttgarter Zeitung, 30. März 24